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  • AutorenbildAndrea Wege

ISG Schmerzen – Ursachen, Symptome und Übungen


Iliosakralgelenk_ISG_Schmerzen
Iliosakralgelenk (kurz ISG)

Rückenschmerzen, vor allem im unteren Bereich, zählen zu den heutzutage am häufigsten vorkommenden Schmerzen. Was man unter dem Iliosakralgelenk versteht, warum eine Differentialdiagnostik unumgänglich ist, um das ISG eindeutig als Schmerzursache zu identifizieren und was Du gegen Deine Schmerzen tun kannst, erfährst Du in diesem Artikel.

 

Inhaltsverzeichnis


4.       Das Testing - Die Basis für Dein Personal Training

5.       Übungen für Zuhause


1. Der Aufbau: Das Iliosakralgelenk (ISG)

 

Das ISG (Kreuz-Darmbein-Gelenk) ist eines der unbeweglichsten Gelenke des Körpers und zusätzlich auch eines der stabilsten. Es befindet sich im hinteren Teil des Beckens und verbindet auf beiden Seiten das Darmbein (Os ilium) mit dem Kreuzbein (Os sacrum).


ISG_Aufbau
Das Iliosakralgelenk (ISG)

Trotz der geringen Beweglichkeit, bewegt es sich bei jeden Schritt leicht vor und zurück. Dies wird als Nutation bezeichnet (geringe Bewegung des Kreuzbeines gegenüber dem Darmbein). Das ISG ist täglich hohen Belastungen ausgesetzt, da es die Funktion der Kraftübertragung zwischen Rumpf und den unteren Extremitäten übernimmt. Seine massive Stabilität erhält das Gelenk durch die starke Absicherung diverser Muskeln / Muskelketten und Bänder aus festem Bindegewebe.


ISG_Muskelsicherung_Bandsicherung
Starke Absicherung des ISG durch Muskeln und Bänder

ISG_Muskelketten
Muskelketten rund um das ISG

2. Symptome bei ISG Problematiken


Ziehende starke Schmerzen meist lokal in direkter Nähe des Iliosakralgelenks, aber auch im Bereich der Lendenwirbelsäule, am Steißbeinübergang oder oberhalb des Gesäßes zählen zu den Hauptsymptomen einer ISG Problematik. Die Schmerzen treten meist einseitig auf, je nachdem welches ISG betroffen ist. Gelegentlich strahlen die Beschwerden in die Gesäßregion oder den hinteren Oberschenkel bis auf etwa Kniehöhe aus. Ursache hierfür ist i.d.R. der Nervus Ischiadicus (Ischiasnerv), welcher in diesem Bereich verläuft und durch Kompressionen gereizt werden kann.


Becken_Ischiasnerv_Verlauf
Verlauf des Ischiasnervs im Beckenbereich

Weitere mögliche Symptome bei ISG Problematiken:


  • Schmerzen bei ungünstigen Belastungen wie langem Stehen und Sitzen

  • Schmerzen beim Liegen auf der betroffenen Seite

  • Schmerzen bei Streckbewegungen, beim Beugen oder bei Seitneigung

  • Schmerzen beim Gehen und Treppensteigen

  • Schmerzen beim Erzeugen von Scherkräften wie bspw. bei der Ausführung von Deadlifts oder Planks

 

Die Krux an der Sache: Die Symptome einer ISG-Problematik ähneln denen anderer Erkrankungen des unteren Rückens sehr (z.B. Bandscheibenvorfall [BSV], Deep Gluteal Pain u.a.) Eine gute Differentialdiagnostik ist für die Herangehens- und Behandlungsweise entsprechend das A und O. Anhand einer genauen Beschreibung von Lokalisation und Art der Schmerzen, der Vorgeschichte und der Lebensgewohnheiten (der Anamnese) kann eine erste Einschätzung erfolgen. Verschiedene Provokationstests dienen dazu zwischen den Beschwerden aus Störungen des ISG’s oder anderen Gelenken wie Hüfte oder Wirbelsäule zu unterscheiden.


Sollten Symptome wie schwere neurologische Ausfälle, Störungen der Blasen- und Darmfunktion, Taubheitsgefühle oder Lähmungen auftreten, steht der Verdacht eines BSV im Raum. Sollte einer der sogenannten Red Flags auftreten, suche bitte umgehend ein Arzt auf und lasse Dich ausführlich untersuchen. 


3. Ursachen von ISG Schmerzen


Die Gründe für Schmerzen im ISG sind vielfältig und der genaue Schmerzmechanismus der Schmerzentstehung nicht vollends bekannt. Hier wirken hohe muskuläre und fasziale Kräfte. So können bspw. Fehlhaltungen oder Fehlbelastungen dazu führen die Gleitfunktion der Gelenkkörper einzuschränken, was bereits zu Schmerzen in diesem Bereich führen kann. Oft wird von einer ISG-Blockade gesprochen, bei welcher die Gelenkflächen verhaken oder sich verschieben. Nachweise dieser „Blockaden“ existieren jedoch nicht. Man bedenke, dass das ISG eines der stabilsten Gelenke unseres Körpers ist. Ein mögliches Verschieben der Gelenkflächen wird daher eher unwahrscheinlich. Heutzutage vermutet man, das Gefühl einer „Blockade“ beruht auf neurophysiologischen Mechanismen. Aufgrund von erzeugten Muskelspannungen wird die Bewegungsfreiheit eingeschränkt, was das Gefühl von „blockiert“ vermittelt.


Weitere mögliche Ursachen sind:


  • Mikrotraumata durch Überlastungen: einseitige Bewegungsmuster, muskuläre Dysbalancen, der Tritt ins Leere beim Übersehen einer Treppenstufe (starke Nutationsfehlstellung, was dazu führen kann, nervale Strukturen oder den Bandapparat zu reizen)

  • Entzündungen (Bsp. Morbus Bechterew)

  • Unfälle / Frakturen / Prellungen

  • Arthrose

  • starke Scherkräfte

  • Indirekte Ursachen (Bsp. durch Fehlhaltungen in Folge eines Bandscheibenvorfalls)

Wenn es die sogenannten "Blockaden" nicht gibt, was geht da vor sich, wenn es knackt und sich kurzeitig besser anfühlt? Fakt ist, die Gelenkposition wird dabei nicht geändert. Da ist nichts herausgesprungen, was nun wieder an Ort und Stelle sitzt. Was passiert also stattdessen? Es wird ein Reiz auf das zentrale Nervensystem gesetzt und somit die Muskelaktivität / Muskelspannung verändert, was eine verbesserte Ansteuerung zur Folge hat und das Entspannungsgefühl auslöst. Zusätzlich erfolgt eine körpereigene Schmerzmittelausschüttung auf Rückenmarksebene. Eine „Manipulation“ kann somit unterstützend eingesetzt werden, ersetzt jedoch kein zielgerichtetes Training.


4. Das Testing - Die Basis für Dein Personal Training


Wie bereits erwähnt, sollte der erste Teil des Testings dazu dienen, schwerwiegende Störungen in anderen Bereichen wie der Wirbelsäule oder der Hüfte auszuschließen. Anschließend geben verschiedene orthopädische sowie spezielle ISG Tests Auskunft über die entsprechende Thematik. Ist der Schmerz reproduzierbar ist davon auszugehen, dass eine Störung des ISG’s die Ursache für die Schmerzthematik ist. Verschiedene Muskelfunktions- und Beweglichkeitstests geben Aufschluss über mögliche Einschränkungen und dienen der weiteren Differenzierung (z.B. hüft- oder rückendominantes Muster). Entsprechend der Ergebnisse sollte ein individuelles Training folgen, um langfristig schmerzfrei und belastbar zu werden.


5. Drei Übungen, welche Deine ISG Beschwerden reduzieren können

Verbesserung der Mobilität: Fußtreten

 

Nutze den kleinen Bewegungsspielraum, den Dein ISG zulässt. Die Übung soll sich entspannt anfühlen und Dein Gelenk sanft aktiv bewegen.

 

Begebe Dich in Rückenlage. Entspanne den gesamten Körper. Schiebe nun abwechselnd ein Bein nach unten und ziehe das andere nach oben, so dass eine sanfte Bewegung im Becken stattfindet. Teste mehrere Positionen, indem Du die Beine weiter öffnest. Somit verschiebt sich die Bewegung höher Richtung LWS.

Verbesserung der Ansteuerung und Bewegungskontrolle: Bird Dog

 

Ziel dieser Übung ist zu lernen die Hüfte unabhängig vom unteren Rücken zu bewegen. Nimm eine Grundhaltung ein, welche Dein ISG nicht triggert. Strecke die Hüfte, nicht die Lendenwirbelsäule.

 

Begib Dich in den Vierfüßlerstand und aktiviere Deinen Rumpf. Hebe nun einen Arm und das gegenüberliegende Bein gestreckt vom Boden ab. Schiebe die Ferse dabei bewusst von Dir weg. Die Bewegung erfolgt aus dem oberen Rücken und aus dem Gesäß, der Rücken bleibt stabil.

Verbesserung der Stabilität: Hüftflexion

 

Die Hüftbeuger dienen wie zuvor beschrieben der Sicherung des Gelenks. Eine Kräftigung der Hüftbeuger kann zu mehr Stabilität im ISG führen.

 

Lege ein Widerstandsband um beide Füße. Ziehe nun ein Bein maximal Richtung Kinn. Halte die Position für kurze Zeit und lasse das Bein langsam wieder zum Boden ab.

(Die Übungen entstammen unterschiedlichen Reha Phasen.)


Kontakt


Möchtest Du mehr zum Thema ISG erfahren und gezielt Deine individuelle Situation besprechen, da Dich schon länger Schmerzen begleiten? Für ein kostenloses Erstgespräch kontaktiere mich gern telefonisch unter 0173/5800344, via Email an info@andreawege.de oder über mein Kontaktformular.


Mehr Informationen zum Ablauf des Personal Trainings und zu den verschiedenen Möglichkeiten einer Zusammenarbeit erfährst Du hier:




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