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Schmerzfrei nach Verletzungen und Überlastungen im Surfsport

  • Autorenbild: Andrea Wege
    Andrea Wege
  • 14. Apr.
  • 6 Min. Lesezeit
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Kitesurfer am Strand

Return to sport - Schmerzfrei nach Verletzungen und Überlastungen im Surfsport - Das Interview mit dem VDWS


Andrea Wege arbeitet als selbstständige Personal Trainerin mit dem Fokus der Schmerzbehandlung bei speziellen orthopädischen Beschwerdebildern in Hamburg. Sie bereitet Surfsportler auf die Belastungen der jeweiligen Sportart vor und setzt sich für die optimale Versorgung nach Verletzungen ein. Durch ihre langjährige Erfahrung im Bereich Sportverletzungen und Überlastungsbeschwerden sowie zahlreichen Fortbildungen zum Thema Training, Schmerzbehandlung und Differentialdiagnostik konzentriert sie sich darauf, die Ursache von Beschwerden zu erkennen und ganzheitliche Lösungen für Surfsportler zu entwickeln.


Andrea, du bist seit vielen Jahren Personal Trainerin. Wie kam es zu deiner Spezialisierung auf schmerzspezifische Themen?

Seit meiner Grundschulzeit bin ich leidenschaftliche Sportlerin und liebe den Adrenalinkick. Vor einigen Jahren erlitt ich beim Kitesurfen einen Unfall, der eine jahrelange Odyssee an erfolglosen Behandlungen nach sich zog. Ich trat auf der Stelle, hatte 24/7 Schmerzen und Zukunftsängste, fühlte mich alleingelassen und nicht ernst genommen. Trotz der Prognose mit den Schmerzen leben und das Kitesurfen aufgeben zu müssen, ließ ich mich nicht unterkriegen. Als engagierte und erfahrene Trainerin begann ich mich selbst exzessiv mit dem Thema Schmerzen auseinanderzusetzen. Ich besuchte Fortbildungen, studierte Fachliteratur, suchte den Austausch mit Kollegen und Mentoren und fand schließlich Lösungen. Schritt für Schritt nahmen meine Schmerzen ab und verschwanden nach einigen Monaten gänzlich. Es ist beeindruckend zu sehen, was sich verändert, wenn man die Ursachen statt der Symptome behandelt. Ich lernte, welche Herangehensweisen zum Erfolg führen und welche nicht. Je intensiver ich mich mit der Thematik auseinandersetzte, auf desto mehr Menschen mit ähnlichen Problemen traf ich. Für mich wurde immer deutlicher, dass hier echter Handlungsbedarf besteht. Seitdem setze ich mein Wissen ein, um Sportler bei der vollständigen Genesung nach Verletzungen und Überlastungen effektiv zu unterstützen.


Wie hat der Kitesurf-Unfall deine Sicht auf das Thema Schmerzen verändert?

Aufgrund meiner eigenen Erfahrung kann ich sehr gut nachvollziehen, welche Gedanken präsent sind, wenn du dich unter Umständen schon Jahre mit einer Schmerzthematik herumschlägst und keine Lösung parat hast. Es ist frustrierend und beängstigend zugleich, wenn dir dein Arzt nicht weiterhelfen kann. Ich verstehe das und weiß gleichzeitig, was alles möglich ist, wenn man genau hinsieht, den richtigen Ansatz wählt und aktiv daran arbeitet. Oft sind Veränderungen schon nach kurzer Zeit spürbar. Heute sehe ich Schmerz als das, was er ist: Eine Aufforderung etwas zu ändern. Stell die richtigen Weichen und vieles wird möglich.


Worin genau siehst du die Schwierigkeiten in unserem Gesundheitssystem?

Viele Ärzte und Therapeuten stehen vor der Herausforderung, bei der großen Anzahl an Patienten ausreichend Zeit für individuelle Lösungen bei scheinbar komplexen Problemen aufzubringen. Das ist auch schwierig. Man kann daraus niemandem einen Vorwurf machen und dennoch stehen wir vor einem Dilemma. Häufig kommen Standardübungen zum Einsatz, die jedoch bei speziellen Problemen nicht immer funktionieren. „Sie haben Knieschmerzen? Probieren Sie diese Übungen.“ Aussagen dieser Art sind vielen Schmerzpatienten schon begegnet. Das Problem ist, dass ähnliche Symptome völlig unter schiedliche Ursachen haben können und entsprechend andere trainingstechnische Herangehensweisen erfordern. Ohne ein aussagekräftiges Assessment tappen wir im Dunkeln. Auch kommt es vor, dass Patienten mit wenig hilfreichen Aussagen wie „Suchen Sie sich eine andere Sportart“ oder „Machen Sie mal einige Wochen Pause, dann wird es schon besser werden“ nach Hause geschickt werden. Kein Sportler möchte das hören. Hinzu kommt, dass diese Empfehlungen gern als ein Mangel an maßgeschneiderten Lösungsansätzen verstanden werden. An dieser Stelle ist die interprofessionelle Zusammenarbeit so wichtig. Für den größtmöglichen Erfolg unserer Kunden ist es meiner Ansicht nach essenziell, dass alle Akteure – sowohl Ärzte, Therapeuten und Trainer – in ihrem Kompetenzbereich eng zusammenarbeiten.


Du arbeitest hauptsächlich mit Sportlern aus dem Wassersportbereich. Was macht diese Zielgruppe einzigartig und welche Risiken siehst du gerade dort?

Wassersportarten wie Kitesurfen, Wing- und Kitefoilen, Wakeboarden und Surfen erfreuen sich im Breitensport wachsender Beliebtheit. Auch Windsurfen, als Wassersportart mit langer Geschichte, gilt seit vielen Jahren als populärer Freizeitsport.  Trotz der zunehmend besseren Safety-Systeme und Sicherheitsausrüstungen bringt jede dieser Sportarten Verletzungsrisiken mit sich, insbesondere wenn sie nur gelegentlich im Urlaub betrieben werden. Häufig mache ich die Erfahrung, dass vor Saisonbeginn die körperliche Fitness nicht on point ist. Wenn im Alltag bereits Rücken- oder Schulterschmerzen auf treten, sind Verletzungen und Überlastungsbeschwerden im Wassersport oft die Folge. Präventives Training ausgerichtet auf die jeweilige Sportart ist hier essenziell, um das Verletzungsrisiko zu minimieren. In der Praxis stelle ich auch fest, dass obwohl die akute Versorgung nach einem Wassersportunfall meist sehr gut ist, häufig Schmerzen bestehen bleiben, die in der weiteren Therapie nicht ausreichend berücksichtigt werden. Auch wenn dies viele Sportler nicht von der Ausübung ihres Sports abhält, beeinträchtigen solche Themen ihre Performance und ihr Wohlbefinden erheblich und können langfristig zu weiteren Einschränkungen und Beschwerden führen.


Wie unterscheidet sich dein Ansatz von herkömmlichen Methoden zur Behandlung von Beschwerden?

Der Erfolg eines Rehabilitationsprozesses hängt maßgeblich von der Qualität des Assessments (Anamnese und Testing) und der darauf basierenden Trainingsgestaltung ab. Anstatt auf passive Maßnahmen wie manuelle Therapie oder das Lösen verklebter Faszien zu setzen, spielt in unserer Zusammenarbeit der Kunde eine aktive Rolle in seiner Rehabilitation. Diese aktive Beteiligung ist in meinen Augen ausschlaggebend für nachhaltige Fortschritte. Da für Raten unserer aller Zeit zu wertvoll ist, nehmen wir uns im Assessment die Zeit die Situation zu verstehen. Ich arbeite nach einem strukturierten, wissenschaftlich fundierten Fahrplan. Mein Ansatz umfasst neben dem Anamnesegespräch eine umfangreiche Testbatterie, welche sich aus ausführlichen orthopädischen und funktionellen Tests sowie Tests zu Beweglichkeit und Kraft zusammensetzt. Ich analysiere Bewegungs- und Haltungsmuster, beziehe bereits vorhandene Befunde ein und berücksichtige sportspezifische Belastungs- und Lifestyle Faktoren. Meine Arbeit konzentriert sich nicht auf die Behandlung von Symptomen. Mithilfe der Tests identifizieren wir die Ursache der Schmerzen, Verspannungen, Bewegungseinschränkungen und Kompensationsmuster. Nur mit den Kenntnissen aus Anamnese und dem Test-Cluster ist es möglich, eine fundierte Arbeitshypothese aufzustellen, die es erlaubt, eine gezielte Übungsauswahl zu treffen. Abschließend gleichen wir den IST-Zustand mit den in dividuellen Zielen ab und erhalten Informationen, welche körperlichen Fähigkeiten gezielt trainiert werden dürfen.


Wie läuft eine typische Zusammenarbeit mit dir ab? Was können Wassersportler erwarten?

Nach einem kostenlosen Kennenlerngespräch starten wir direkt mit dem Assessment. Dies kann in Hamburg oder nach Vereinbarung an einem anderen Ort umgesetzt werden. Mithilfe der Schmerzanalyse finden wir heraus, wo das Problem liegt, wo der Sportler aktuell steht, welche Maßnahmen wir ergreifen und welche Verbesserungen wir in den folgenden Wochen realisieren können. Anschließend entwickle ich gezielte Übungen, die auf die individuelle Situation abgestimmt sind. Bei mir geht so gut wie niemand ohne Hausaufgaben nach Hause. Ob das Coaching im weiteren Verlauf online oder persönlich stattfindet, richtet sich nach den Wünschen, Bedürfnissen und Möglichkeiten des Sportlers. Viele meiner Klienten treffe ich nur einmal im Monat für Check-ups und die Besprechung neuer Trainingspläne, während sie den Rest der Zeit unter regelmäßigem Chat-Austausch selbstständig mit meiner App trainieren. Auch eine reine Online-Betreuung ist möglich für Sportler, die nicht regelmäßig vor Ort sein können. Um den Fortschritt kontinuierlich in die richtige Richtung zu lenken und zusammen mit dem Kunden bewerten zu können, arbeite ich mit konkreten Meilensteinen. Sind diese erreicht, geht es in die nächste Trainingsphase. So bereiten wir den Körper Schritt für Schritt auf zukünftige Herausforderungen vor und stärken ihn nachhaltig.


Wie lange dauert es im Durchschnitt, bis Wassersportler nach einer Verletzung wieder vollständig aktiv sein können?

Auch wenn viele gern eine pauschale Antwort auf diese Frage hätten, lässt sich ein Heilungsprozess leider nicht generalisieren. Mit einer Muskelverletzung bist du zügiger auf dem Board als mit einer Sehnenüberlastung. Aus meiner Erfahrung zeigen sich bei bestimmten Thematiken und konsequenter Umsetzung der Übungen innerhalb von ein bis drei Monaten deutliche Fortschritte, bis hin zur Schmerzfreiheit. Im Assessment erhalten wir Klarheit über die individuelle Situation und besprechen detailliert den voraussichtlichen Verlauf.


Hast du zum Schluss einen Tipp für unsere Leser mit welchen präventiven Maßnahmen sie zukünftige Verletzungen vermeiden können?

Eine wichtige Frage, die sich viele verletzte Sportler stellen. Meiner Ansicht nach ist Krafttraining die einzige wirklich effektive, präventive Maßnahme. Während Yoga, Faszienarbeit (Blackroll etc.), Laufen oder ein Warmup sicher ihren Platz haben, sind sie im Hinblick auf wirkliche Verletzungsprävention für mich nicht relevant. Krafttraining ist die Basis, denn wann kommt es zu Verletzungen? Wenn die Belastung die Belastbarkeit übersteigt. Krafttraining verbessert deine Belastbarkeit und hat einen massiven Einfluss auf den späteren Poweroutput im sportspezifischen Training und somit auf die Performance. Verletzungen sind unvermeidlich, aber das Risiko lässt sich erheblich reduzieren, indem man allgemein stark ist und gezielt die Strukturen belastbarer macht, die sportartspezifisch ein hohes Verletzungsrisiko aufweisen. Beim Kitesurfen betrifft dies beispielsweise die Knie, den unteren Rücken und die Schultern.


Vielen Dank für die interessanten Einblicke in deine Arbeit, Andrea. Deine Erfahrungen und Perspektiven bieten wertvolle Einblicke und vielen Surfsportlern sicherlich neue Perspektiven und Hoffnung auf eine vollständige Genesung. Wir wünschen dir weiterhin viel Erfolg bei deiner wichtigen Arbeit.

Auch dir vielen Dank für das interessante Gespräch und dein Interesse an meiner Arbeit. Ich freue mich darauf, auch in Zukunft viele Sportler auf ihrem Weg begleiten zu dürfen.


Dieser Beitrag erschien im VDWS Magazin (Ausgabe Frühjahr 2025).

Titel: „Return to sport Schmerzfrei nach Verletzungen und Überlastungen im Surfsport“


Was kannst du aus diesem Beitrag für dich mitnehmen?

Bevor du aufs Wasser gehst, lohnt es sich, die Ursache deiner Beschwerden zu verstehen und gezielt an deinen Schwachstellen zu arbeiten – für mehr Stabilität, weniger Verletzungsrisiko und mehr Freude im Sport.


Wenn du mehr über meine Schwachstellenanalyse und mein ganzheitliches Trainingskonzept erfahren möchtest? Dann schaue hier vorbei.


Du erkennst dich in diesem Interview wieder, da sich bei dir erste Anzeichen von Überlastungsschmerzen andeuten? Kämpfst du aktuell vielleicht sogar mit den Nachwehen einer Verletzung? Dann nutze die Chance auf ein kostenloses Beratungsgespräch. Gemeinsam finden wir heraus, wo du aktuell stehst, was du brauchst und wie dein Weg zurück zu einem leistungsfähigen, schmerzfreien Körper aussehen kann.



 
 
 

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